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Ines Bruckschen
24-07-2021 11:19
Natur-Coaching

Natur-Coaching

Einfach mal den Autopiloten anhalten, mitten im Alltagstrubel. Nachspüren, ob die Richtung noch stimmt. Durchatmen und wieder bewusst das Steuer übernehmen. Wie das geht, mussten Brigitte Reitter und Matthias Gemeinhardt neben ihren ehrgeizigen Karrierezielen erst lernen. Heute vermitteln sie es in Natur-Coachings und -Seminaren.

Gras unter den Füßen, Sonne auf der Haut, Blätterrascheln im Ohr: Schon 20 Minuten im Grünen genügen, um unser Stresslevel nachweislich zu senken.[1] Allerdings wohnen wir immer mehr in Städten, verbringen immer mehr Zeit vor dem Bildschirm und nehmen uns immer weniger Zeit für die wohltuende Wirkung der Natur. Dieses Dilemma kennen auch Brigitte Reitter und Matthias Gemeinhardt.

Dabei ist Brigitte naturverbunden aufgewachsen, in einem schwäbischen Dorf, nah am Wald. „Als Jugendliche habe ich diese Verbundenheit abgelegt, da wollte ich erst mal Ziele erreichen“, erinnert sie sich: BWL-Studium, Jobs bei einer Anwaltskanzlei und einer Hilfsorganisation, Themen wie Aufforstung, grenzüberschreitendes Wassermanagement und erneuerbare Energien, Auslandseinsätze in Ländern wie Haiti, Tansania oder Laos … immer weiter ging es. Bis sie das Gärtnern als Hobby entdeckte, wieder mit den Händen in der Erde grub, andere Menschen kennenlernte und spürte: Ich atme auf.

 

Zu dieser Zeit machte Matthias bereits Karriere bei BMW. Als Wirtschafts-Informatiker entwickelte er sich über Weiterbildungen zum IT-Projektleiter und Agile Coach. Es folgten eine Freiwilligenarbeit in Ghana als Kindergärtner und Grundschullehrer, eine Clowns-Ausbildung und die Zertifizierung als systemischer Coach. Dann stieß er auf das Natur-Coaching und stellte fest: „Über die Verbindung zur Natur mit Emotionen arbeiten – das funktioniert ja richtig gut bei mir! Über die Natur konnte ich mir selbst DAS sagen, was ich mir schon immer sagen wollte.“

Innere Ressourcen entdecken, überraschende Lösungen finden

Was genau machen die beiden in ihren Natur-Coachings? Sie arbeiten mit den persönlichen und beruflichen Themen ihrer Coachees hauptsächlich draußen in der freien Natur und beziehen die Umgebung von Anfang an bewusst ein. Der Duft der Tannennadeln, der Flügelschlag eines Schmetterlings, das klare Rot einer Mohnblume – all das weckt Assoziationen. Verstand, Gefühle, Intuition, Sinnes- und Körperwahrnehmungen arbeiten auf Hochtouren, so werden innere Ressourcen zugänglich. Durch den Perspektivwechsel öffnen sich überraschende Lösungswege – und die ganzheitliche Wahrnehmung tut einfach gut!

In der Natur-Coaching-Ausbildung lernen sich Brigitte und Matthias kennen. Sie pendelt mittlerweile zwischen Berlin und der Schwäbischen Alb, er zwischen München und der Wohnung seiner Freundin in Ingolstadt. Beide mit inzwischen reduzierter Arbeitszeit, um mehr Raum für Coachings und andere Projekte zu haben. Alle zwei Wochen telefonieren sie miteinander, tauschen sich kollegial aus und spüren immer mehr, wie viel sie mit ihrer Arbeit in der Natur bewirken. Da ist auf einmal die Idee: Lass uns doch ein Seminar draus machen. Und zwar zum Thema Führen und Geführtwerden.

Gesagt, getan. Eine passende Location ist umgehend gefunden, an der man auch noch abends am Feuer sitzen und Geschichten erzählen kann. Das Konzept entwickeln Brigitte und Matthias iterativ – laufend holen sie Feedback aus dem Freundes- und Kollegenkreis ein und passen wieder an. Dann steht es fest: Anfang September findet der viertägige Kurs statt.

Blockierende Muster brechen, neue entwickeln

„In unserem Kurs lernen die Menschen sich und ihre Muster besser kennen“, erklärt Brigitte. „Sie erkennen blockierende Abläufe und finden heraus, welches Rollenbild sie leben wollen.“

Dabei beantworten sie ganz unterschiedliche Fragen: Wie gehst du mit Macht und Verantwortung um? Was macht für dich ein gutes Vorbild aus? Wie kannst du dir und deinen Werten treu bleiben? Und wie willst du mit Rückschlägen, Kritik und Fehlern umgehen?

Die Vision der beiden steckt an und überzeugt. „Wenn jeder rund mit sich ist und nichts mehr darstellen muss, dann streut das. Dann gibt es immer mehr Kooperation und allen geht es besser“, malt Matthias aus. Letztlich geht es vor allem um Selbstführung. „Wer führt, der gestaltet. Also können gute Führungskräfte Systeme verändern, wenn sie als Vorbilder vorangehen. Unser Seminar richtet sich an alle, die gerne etwas vorleben möchten.“

Ein Seminar, in dem man Auftanken und Vorangehen lernt

Wer sich selbst so viel verändert und entwickelt wie die beiden, der braucht natürlich auch eigene Kraftorte zum Auftanken. Matthias liebt es, nachts draußen zu schlafen. „Auf einer Wiese, mit dem Sternenhimmel über mir, dem Morgentau beim Aufwachen und der Sonne, die die Nase kitzelt – das ist für mich die beste Therapie.“ Brigitte geht einfach für ihr Leben gerne in den Wald. Beides können sie auch ihren Kursteilnehmern liefern, während die ihren Mustern auf die Schliche kommen.

Was jedoch besonders fasziniert: Je mehr Übung man darin hat, sich mit der Natur zu verbinden, desto schneller tritt die Entspannung ein. „Mittlerweile kann das schon ein kleines Blümchen schaffen, das ich mir eine Weile lang ansehe“, erzählt Brigitte.

Fotos: Esther Tuttle on Unsplash, privat

 

[1] Hunter, Ma. R., Gillespie, B. & Chen, S.Y.-P.: „Urban Nature Experiences Reduce Stress in the Context of Daily Life Based on Salivary Biomarkers“, Studie an der Universität Michigan

 

 

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